Ausbau des ÖPNV vorantreiben

Katharina Schrader
Susie Knoll

09. März 2020

Heute wurden von der Initiative für ein 100-Euro-Ticket rund 6.800 Unterschriften an Oberbürgermeister Thomas Kiechle übergeben. Er und die weiteren Kandidatinnen und Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters waren zu einer Stellungnahme aufgefordert. Hier mein Statement:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Initiatoren der Unterschriftenaktion,

Danke für die heutige Einladung und vielen Dank für Ihren Einsatz für einen besseren Nahverkehr. Ein Thema, das auch mir am Herzen liegt, nutze ich doch selber regelmäßig Bus und Bahn. In Kenntnis der derzeitigen Tarifstruktur und völlig veralteten Förderpolitik des Freistaats Bayern kann ich derzeit aber einem 100-Euro-Ticket nicht zustimmen, da das Geld für den dringend notwendigen Ausbau des ÖPNVs gebraucht wird – in Kempten, aber vor allem auch im Landkreis, der noch weit von unserem Angebot hier in Kempten entfernt ist. Denn ganz ehrlich, was nützt mir ein 100-Euro-Ticket, wenn kein Bus fährt, wenn ich ihn brauche?

Was wir brauchen ist ein attraktiveres Angebot durch bessere Taktung, bessere Verbindungen zwischen den Stadtteilen durch neue Knotenpunkte und einen Ausbau der Verbindungen am Wochenende und am Abend. Allein dies wird mehrere Millionen Euro kosten – dauerhaft, Jahr für Jahr. Parallel dazu ein stark subventioniertes 100-Euro-Ticket einzuführen ist mit den derzeitigen Finanzmitteln überhaupt nicht machbar. Wir haben dies leidvoll erfahren, als SPD, Grüne und FDP einen Antrag auf kostenlose Jahrestickets für Schülerinnen und Schüler in Kempten gestellt hatten. Davon hätten knapp 6.000 Personen profitiert, bei Kosten von 3,3 Millionen Euro. Selbst wenn man nun 600.000 Euro für den Preis eines 100-Euro-Tickets abzieht, sind das noch stolze 2,7 Millionen Euro. Ein gewaltiger Zuschuss – ohne, dass dafür ein einziger (!) Bus zusätzlich fahren würde! Denn das Busunternehmen hat einen Zuschuss-Anspruch für jedes verkauftes Ticket, egal wie oft es von jemanden genutzt wird. Willkommen beim Irrsinn der Bayerischen Förderpolitik.

Ich bin mir sicher, dass Sie mir zustimmen, hier endlich anzusetzen. Bei einer echten, ernsthaft durchgerechneten Verkehrswende mit einer fairen Förderung für den ÖPNV: Lassen Sie uns gemeinsam dafür, für eine echte Wende im ÖPNV kämpfen. Dann bin ich auch sofort dabei, wenn es um ein günstiges Jahresticket für unsere Region geht!

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